Projekt
EnerChange – Spaltung in NRW überwinden – Energiewende für alle kommunizieren
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft, mindestens in der Wahrnehmung vieler, immer weiter auseinander. Die gesellschaftliche Spaltung wird auch bei Betrachtung der Energiewende deutlich. Der vom Z_punkt (einem Beratungsunternehmen für Zukunftsfragen) so genannte Megatrend der zunehmenden sozialen und kulturellen Disparitäten verstärkt gegensätzliche Mentalitäten und Verhaltensmuster. Einerseits ermöglicht er dem Individuum sozial, kulturell, ökonomisch und ökologisch nachhaltig handeln zu können und auf der anderen Seite hemmt er die Umsetzung einer breit definierten Energiewende, da bestimmte Personengruppen keinen Zugang zur Energiewende bekommen bzw. dadurch in besonderer Weise benachteiligt sind. Somit kann die gesellschaftliche Spaltung gleichsam Treiber als auch Bremser einer gelingenden Energiewende sein.
Im Vorgängerprojekt des Clusters „Mentalitäten & Verhaltensmuster“ ergab eine Umfrage, dass – neben der Angst vor Energiearmut – sich eine milieuspezifisch unterschiedliche Wahrnehmung von den „Gewinnern“ und „Verlierern“ der Energiewende feststellen lässt. Viele Personen aus dem einfachen prekären Milieu empfinden die Energiewende als ungerecht. Gleichzeitig gab diese Personengruppe im Vergleich zu den anderen Milieus am häufigsten an, dass sie wenig oder gar nichts über die Energiewende wissen.
Unter der Prämisse, dass die Energiewende nur als Gemeinschaftswerk gelingen kann, lautet die Forschungsfrage: Wie können Individuen und Gesellschaft auf Basis der Strukturwandelprozesse, von denen insbesondere das Ruhrgebiet stark betroffen ist, mit in die neue Energie-Gesellschaft genommen werden? Dabei setzt das Projekt den Fokus der Untersuchung auf die Zielgruppe der sozial benachteiligten Gruppen, die sich häufig als „Verlierer“ der Energiewende sehen.
Beginnend wird der Strukturwandel im Ruhrgebiet im Hinblick auf die Akzeptanz der Energiewende untersucht, da gerade diese Region durch die Aufgabe von fossilen Energieträgern besonders beeinträchtigt war. Einerseits wird der durch den Ausstieg aus fossilen Energieträgern induzierte Strukturwandel beschrieben und anderseits wird geprüft, inwieweit neuere, alternative Ansätze geeignet sind, eine Akzeptanz für die Energiewende vor allem bei den Menschen zu schaffen, die besonders vom Strukturwandel betroffen sind.
Des Weiteren wird eine Kommunikationsstrategie entwickelt, mit der die Energiewende auch auf emotional erfahrbare Weise vermittelt werden kann. Für dieses Konzept soll möglichst wenig Text verwendet und auf wissenschaftliche Abstraktionen verzichtet werden. Ziel ist es, energiewenderelevante Themen für alle verständlich zu machen.
Außerdem wird ein Realexperiment entwickelt, um verschiedene Interventionsmaßnahmen zum Thema Energieverbrauch zu testen. Neben der Durchführung im Labor der RWTH Aachen wird dieses Experiment sowie die Kommunikationsstrategie im Rahmen des „Citizen Engagement Process“ umgesetzt, der den Rahmen des Projektes bildet. In diesem Prozess bringen sich die TeilnehmerInnen in Bürgerforen partizipativ ein und entwickeln ihre Visionen der Energiewende. Diese Visionen werden anschließend mit ExpertInnen sowie der regulativen Ebene hinsichtlich der Umsetzungsmöglichkeiten diskutiert. Die Ergebnisse sollen in einem abschließenden Bürgerforum rückgekoppelt werden und politischen EntscheidungsträgerInnen zugänglich gemacht werden.